Security-Token: Märchenprinz oder Frosch? Teil 2

Meistert der Security-Token die vielschichtigen Herausforderungen, könnte er der Märchenprinz unter den Fröschen werden. In der rechtskonformen Ausgestaltung und in der Handhabung der Security-Token sehen wir die Herausforderungen einerseits darin, dass die Infrastruktur noch nicht fertig ausgereift ist, und andererseits in der adäquaten Adressierung von Blockchain-spezifischen Risiken. Was gilt es zu beachten?

Rechtliche Parameter für Security-Token am Primär- und Sekundärmarkt

Der Token aus einem STO kann als schuldrechtliche Forderung ausgestaltet sein oder ein Mitgliedschaftsrecht darstellen. Je nach Form der Ausgestaltung und der Sicherheit, an die der Token gebunden wird, erfolgt eine aufsichtsrechtliche Einordnung als kollektive Kapitalanlage, Effekte, Derivat oder Einlage.

Das öffentliche Angebot von Beteiligungs- oder Schuldrechten erfordert in der Regel die Erstellung eines Prospekts. Mit Inkrafttreten des Finanzdienstleistungsgesetzes muss dieser Prospekt vor der Veröffentlichung bei einer der von der FINMA zugelassenen Aufsichtsorganisationen eingereicht werden. Im Vergleich zu ausländischen Vorschriften sind die Hürden für STO tief.

Im Sekundärmarkt müssen die Vorschriften zur Verhinderung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung beachtet werden. Diese Prüfung verunmöglicht eine Anonymität in der Abwicklung und verursacht Prozessbrüche. Zusätzlich ist zu beachten, dass der gewerbsmässige Handel mit Effekten für Dritte eine Bewilligung der FINMA (als Börse, Handelssystem oder Wertpapierhaus) erfordert.

Schnittstellen zwischen Recht und Technologie

Die besondere Herausforderung bei Security-Token liegt darin, das Vertragswerk mit den Rechten und Pflichten rechtskonform in Smart Contracts auf der Blockchain abzubilden. Illustrativ am Beispiel von Aktien geht es darum, zu definieren, wer (welche Adressen) Aktien erwerben kann, wie Besitzrechte übertragen werden und wie Mitwirkungsrechte und Dividendenzahlungen erfolgen.

Erschwerend kommt dazu, dass regulatorisch Unsicherheit besteht, wo die Reise hingeht. Weite Bereiche (wie zum Beispiel der Handel über Exchanges) sind noch unreguliert, teilweise fehlen spezifische, aber erforderliche Standards. Dazu kommen Unsicherheiten bezüglich der Durchsetzbarkeit von Smart-Contract-Rechten, da noch keine relevante Rechtsprechung dazu vorliegt.

Lifecycle- und Ökosystem-Risiken

Security-Token sind noch in der «adoption phase» - erste Investoren testen diese Möglichkeiten aus, die meisten warten aber noch zu. Es muss mehr Rechtssicherheit und eine bessere Convenience für die Nutzer geschaffen werden. Die Vorteile der Tokenisierung, allen voran die Liquidität, wird erst mit den höheren Volumen und breiter Akzeptanz eintreten. Security-Token können mit der bestehenden Infrastruktur und den bestehenden Marktteilnehmern ihr Potential noch nicht ausschöpfen. Der Markt organisiert sich, Infrastruktur wird gebaut und neue Businessmodelle formieren sich. Diese Entwicklung erfolgt entlang der Marktentwicklung und hat folglich noch keinen hohen Reifegrad. Wesentlich erscheint uns ein nutzerfreundliches Zusammenspiel von Issuer, Handel, Verwahrer, API-Schnittstellen, Marktdaten und Ratings. Skaleneffekte erhoffen wir uns mit dem Launch der SDX, der für Ende 2020 angekündigt ist.

DLT-spezifische Risiken

Im Umgang mit STO ergeben sich spezifische Risiken im Zusammenhang mit der Distributed Ledger Technologie, die adressiert werden müssen. Im Vordergrund stehen das Handling der Keys (bspw. Zugang und Verlust), die technische Handhabung und Cyberrisiken bei den Schnittstellen zu Keys, Wallets und Exchanges.

Fazit

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die oben erwähnten Hürden abgebaut sind. Innovative Marktteilnehmer sind daran, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Wie viele Frösche ein Anleger küssen muss, um den Prinzen darunter zu finden, wird sich zeigen. Der Security-Token als Investitionsform hat ein enormes Potential und bietet mehr Sicherheit für Investoren als die erste Generation der ICO.

06.12.2019