Sustainability – does the early bird catch the worm?

Regulatorische Entwicklungen

In der Schweiz hat im Sommer 2020 eine Welle von Publikationen rund um die Themen Sustainable Finance und Klimarisiken aufgezeigt, dass der Schweizer Finanzplatz seine Position als führender Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen trotz verstärktem internationalem Wettbewerb verteidigen und weiter ausbauen will. Das Übereinkommen von Paris, die Erreichung der Sustainable Development Goals (SDG) sowie das zunehmende Nachhaltigkeitsbedürfnis der Öffentlichkeit sind wichtige Elemente für die Erreichung der Ziele. In anderen Finanzzentren und auf EU-Ebene findet das Thema ebenfalls Anklang. Trotzdem zeichnet sich keine Vereinheitlichung regulatorischer Massnahmen ab. Dies macht es für Finanzdienstleister nicht leicht, sich zu positionieren.

Beobachtung und Voraussicht lohnen sich

«The early bird catches the worm» – regulatorische Entwicklungen zeichnen sich frühzeitig ab, wie folgende Beispiele aufzeigen:

  • Pensionskassen und Versicherungen konnten 2017 erstmals ihre Aktien- und Unternehmensanleihenportfolios auf Klimaverträglichkeit testen lassen. 2020 erfolgte eine Ausweitung des Klimatests auf Banken und Vermögensverwalter. Die Resultate – nun für den gesamten Finanzmarkt – wurden im November 2020 vorgestellt.
     
  • Nachhaltigkeit hält auch in anderen Industrien und der Schweizer Gesetzgebung Einzug. Die Neuausrichtung des öffentlichen Beschaffungswesens hin zu mehr Nachhaltigkeit war 2019 ein Hauptziel der Totalrevision und im Oktober 2020 hat der Bundesrat die Beschaffungsstrategie der Bundesverwaltung verabschiedet. Somit sind neben dem Angebotspreis unter anderem auch Nachhaltigkeitsüberlegungen zu berücksichtigen.
     
  • Anfangs November 2020 hat das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) das Green Fintech Netzwerk lanciert. Die Kombination nachhaltiger Finanzdienstleistungen und digitaler Technologie (Green Fintech) erachtet das SIF als erfolgsversprechend.
     
  • Es bestehen starke Bestrebungen des Schweizer Finanzplatzes, in wichtigen Themen die schweizerische an die europäische Gesetzgebung anzugleichen, um den Marktzugang nicht zu gefährden. Beispielsweise orientiert sich das totalrevidierte Datenschutzgesetz stark an der EU-DSGVO. Obwohl themenfremd, zeigt dies, dass eine frühzeitige Auseinandersetzung mit ausländischen Regulierungen Handlungsspielräume ermöglicht.

Aktuelles Beispiel – Vorbereitung zahlt sich aus

Aktuell werden im Schweizer Finanzsektor mögliche Folgen der Volksinitiative «Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten» diskutiert. Dabei soll die Finanzierung von Unternehmen, die mehr als fünf Prozent ihres Jahresumsatzes mit der Herstellung von Kriegsmaterial erzielen, verboten werden. Laufende Überprüfung der Investitionen, Desinvestitionen, Übergangsbestimmungen, das Fehlen einer allgemeingültigen Definition von «Kriegsmaterialproduzenten» oder einer verbindlichen Liste mit Unternehmen, sind dabei wesentliche Themen, die berücksichtigt werden müssen. Im Bereich nachhaltiger Investitionen bestehen schon lange Strategien und Ansätze, die Finanzierung von Waffen auszuschliessen.

Durch eine vorausschauende Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen können relevante regulatorische Entwicklungen sowie mögliche Risiken frühzeitig erkannt und ein geschickter Umgang damit definiert werden. Wir sind überzeugt, dass die Freiräume in der Schweiz im Bereich nachhaltiger Anlagen – besonders bis die erwarteten Regulierungen überschwappen oder vorliegen – für die Finanzmarktteilnehmer attraktive Marktchancen bieten.

19.11.2020