Trustee-Bewilligungen durch die FINMA: Ein Augenschein

Wie die FINMA in ihrer Aufsichtsmitteilung 03/2023 Mitte August kommuniziert hat, haben bis zum 31. Dezember 2022 insgesamt 165 bestehende Trustees in der Schweiz ein Bewilligungsgesuch eingereicht. Von diesen wurden bisher 43 Trustees bewilligt, was einem Anteil von etwa 26% aller schweizerischen Trustees entspricht. Zum Vergleich: Bis Ende 2022 hatte die FINMA insgesamt 1’534 Gesuche von Vermögensverwaltern erhalten, von denen bis August 2023 nunmehr 888 bewilligt wurden, was einem Anteil von knapp 58% entspricht.
 

 

Spezialanforderungen für Trustees

Gemäss den Vorgaben der FINMA müssen Trustees eine Reihe von Kriterien erfüllen, um eine Bewilligung zu erhalten. Hierzu zählt unter anderem die Eintragung in das Handelsregister in einer der folgenden Rechtsformen:

  • Einzelunternehmen
  • Handelsunternehmen
  • Genossenschaft

Zusätzlich sind unter anderem eine angemessene Organisation und ein angemessenes Risikomanagement sowie entsprechende interne Kontrollen erforderlich. Diese «angemessenen» Rahmenbedingungen zu schaffen, stellt die Trustees nicht selten vor personelle und inhaltliche Herausforderungen, zumal es noch an Erfahrungswerten bezüglich der Erwartungen der Aufsichtsbehörden und einem gefestigten Branchenstandard fehlt.

Die Beantragung einer FINIG-Lizenz durch Trustees erfordert die Erfüllung weiterer spezifischer Anforderungen. Diese reichen von fiduziarischen Pflichten gegenüber Begünstigten bis hin zu Mechanismen für Transparenz und Compliance.

Im Vergleich zu traditionellen Schweizer Vermögensverwaltern, die ein breiteres Spektrum an Dienstleistungen anbieten, erfordert die Rolle des Trustees eine engere Spezialisierung und die strikte Einhaltung bestimmter Vorgaben. Die Risikokategorisierung der Branche durch die Behörden spielt hierbei ebenfalls eine Rolle. Während ein kleiner Schweizer Vermögensverwalter in eine niedrige Risikoklasse eingestuft werden kann und somit gewisse Überschneidungen zwischen Compliance und dem täglichen Geschäft zulassen kann, ist dies bei einem kleinen Schweizer Trustee aufgrund des erhöhten Branchenrisikos nicht der Fall. Hier ist eine Compliance-Funktion, die unabhängig vom Tagesgeschäft agiert, immer zwingend erforderlich.

Ausblick Schweizer Trustee und Trust-Umfeld

In diesem Kontext stellt sich die Frage, inwieweit die Einführung eines «Schweizer Trusts», der im letzten Jahr intensiv diskutiert wurde, in Zukunft realisierbar wäre. Obwohl damit ein bedeutsamer Schritt für den Schweizer Finanzplatz verbunden wäre, ist die Thematik derzeit in den Hintergrund gerückt. Kritische Stimmen haben vor allem steuerliche Bedenken und Fragen zur Transparenz geäussert. Dennoch könnte die Einführung für vermögende Einzelpersonen und Unternehmen eine Gelegenheit darstellen, ein massgeschneidertes und flexibles Instrument für die Vermögensverwaltung zu nutzen. Für Fachleute aus der Finanzbranche eröffnet sich damit eine spannende Phase, in der sie die vielfältigen Möglichkeiten der Vermögensverwaltung sorgfältig abwägen können. Wie es mit diesem Regulierungsvorhaben jedoch zeitlich weitergeht, ist aktuell schwer abschätzbar.

07.09.2023